Gedanken zu möglichen Lösungsansätzen, wenn das Einschlafen am Abend plötzlich zum Problem wird ...
Wenn unser Kind am Abend nicht einschlafen kann, lassen wir es nicht unzufrieden oder weinend in seinem Bett. Das ist sicher richtig so. Aber es ist falsch, die schwierige Situation rund ums Einschlafen als gegeben hinzunehmen. Ein Kurswechsel steht bevor. Wir fühlen uns verantwortlich dafür, unserem Sohn und auch uns eine Regelmässigkeit zu bieten.
Das haben wir mit den folgenden zwei Massnahmen erreicht!
Ich erinnere mich daran, im Buch «Babyjahre» von Professor Remo H. Largo von einem Schlafprotokoll gelesen zu haben. Das scheint mir ein sinnvoller erster Schritt zu sein, um die anstehende Herausforderung überlegt anzugehen. Im Internet suche ich eine Vorlage dieses Schlafprotokolls für den Download. Ich kann jedoch nichts finden. Also erstelle ich eine eigene, digitale Vorlage (hier zum Schlafprotokoll-Download parat). Der Projektstart Schlafprotokoll steht bevor.
Motiviert und gewissenhaft notieren mein Mann und ich während knapp drei Wochen die Schlafenszeiten unseres Sohnes. Danach rechnen wir alles zusammen. Der Tagesdurchschnitt ergibt genau 13.5
Stunden. Das also ist sein Schlafbedarf pro Tag. Noch immer schläft er abends zu unregelmässigen Zeiten ein. Aber innerhalb von zwei oder drei Tagen holt er sich den verpassten Schlaf nach, so
dass an den 13.5 Stunden nichts ändert.
Mehr über den Umgang mit dem Schlafprotokoll sowie den Download der Vorlage finden Sie im separaten Kapitel auf dieser Website: Schlafprotokoll
Oder nutzen Sie gleich die Download Vorlage für das Schlafprotokoll:
Wir wissen nun, wie viele Stunden unser Kleiner pro Tag durchschnittlich schläft und es ist uns bekannt, wann er am Morgen erwacht. Nun entscheiden wir, um welche Zeit wir gerne Feierabend hätten. Mit diesen Informationen können wir problemlos einen Plan aufstellen, wie wir ihm und uns eine Regelmässigkeit beim Schlafen ermöglichen können. Die einzige Massnahme ist, unseren Sohn während des Tages nur noch ein Mal schlafen zu legen. Bisher hat er meistens zwei Mal pro Tag zu unterschiedlichen Zeiten geschlafen. Es bedeutet also, wir führen den Mittagsschlaf ein.
Damit diese Änderung schneller und besser klappt, kombiniere ich den Mittagsschlaf mit dem Mittagessen. So kann sich mein Sohn anhand des Mittagessens orientieren, dass er gleich darauf schlafen
gehen darf. Ich werde ihn langsam daran gewöhnen, nur noch ein Mal pro Tag zu schlafen. Dazu verlege ich Mittagessen und Mittagsschlaf nach vorne. Am folgenden Tag beginnen wir um 10.30 Uhr mit
dem Mittagessen. Danach wechsle ich seine Windel, lasse die Rollläden runter und lege ihn schlafen. Es ist ungefähr seine gewohnte Zeit für den Vormittagsschlaf.
An den nächsten beiden Tage essen wir um 11.00 Uhr und die Tage darauf ist es 11.30 Uhr. Damit ist mein Ziel erreicht. Mein Sohn hält ab nun seinen Mittagsschlaf. Ich halte am immergleichen
Vorgehen fest, so werden diese Abläufe zur Mittagszeit für ihn zu einem kleinen Ritual.
Am Vormittag zwischen 9.30 und 10 Uhr sowie und Nachmittag zwischen 17.30 und 18 Uhr hat mein Kleiner jeweils eine Müdigkeitsphase. In dieser Zeit lasse ich ihn bei mir oder in seinem Kinderwagen
sitzend ruhen. Nach zehn Minuten ist er jeweils wieder fit.
Unser Fünfer ist gefallen! Der Kleine ist viel zufriedener, mein Mann und ich ebenso. Das Einschlafen am Abend klappt wieder wunderbar, genauso das Einschlafen nach dem
Mittagessen.
Die Regelmässigkeit, die wir in unserem Alltag geschaffen haben, führt zu einer sehr klaren Tagesstruktur. Durch die immergleiche Mittagspause ist unser Tag eindeutig in Morgen, Vormittag, Mittag, Nachmittag und Abend unterteilt. Am Morgen stelle ich ein Frühstück auf den Tisch, am Mittag bereite ich ab jetzt täglich ein Mittagessen vor, zudem sorge für einen kleinen Nachmittags-Snack und kümmere mich um das Abendessen.
Vor wenigen Jahren noch hätte mich alleine der Gedanke an einen strukturierten Alltag in die Flucht geschlagen. Damals stellte ich mir vor, eines Tages eine ganz unkomplizierte Mutter zu
sein, die auch mit Kind überall dabei ist und sich durch nichts und niemanden einschränken lässt. Es sind auch keine fünf Jahre her, als mein Mann und ich abenteuerlustig durch die
mittelamerikanischen Wüstenlandschaften und Regenwälder trampten. Wir reisten inmitten von Lateinamerikanern in völlig überfüllten Kleintransportern, welche nicht selten in verbrecherischem
Tempo auf kurvigen Überholspuren rasten. So hatte ich mein Gefühl von Freiheit definiert. Und alles, was in regelmässigen Strukturen verläuft, empfand ich als konservativ und einengend.
Heute – mitten in der soeben geschaffenen Struktur – bin ich glücklich und sehr zufrieden. Ich fühle mich frei im Kopf. Die Regelmässigkeit im Alltag bringt viel Klarheit ins Zusammenleben.
Wir finden durch die verlässliche Tagesstruktur Platz für unsere Freiheiten und können gleichzeitig unseren Sohn geniessen. Freiheit ist offensichtlich nicht an äussere Umstände gebunden. Es
zählt die innere Freiheit, verbunden mit dem Gefühl von Zufriedenheit.
Dass das Schlafverhalten unseres Sohnes eine wesentliche Rolle für meine Zufriedenheit spielt, wird mir erst jetzt richtig bewusst.